Norwegen - Insel Senja im Winter

Tauwetter. Das schmelzende, aufbrechende Eis läßt unregelmäßige Strukturen entstehen.



Norwegen. Die Insel Senja im Winter -
bei ungewöhnlichem Wetter


Zum Monatswechsel Februar / März eine Woche lang auf Norwegens zweitgrößter Insel


Die Insel Senja ist die zweitgrößte Norwegens. Im Winter ist sie als Ziel beliebt, Aurora Borealis, Polarlicht, aufzunehmen. Daneben locken Tieraufnahmen viele Fotografen: Seeadler, Otter, Elche, Wasservögel wie Gänsesäger lassen sich im Winter sichten.

Wenn allerdings das Wetter nicht mitspielt und der Himmel nachts durch eine dichte Wolkenschicht bedeckt ist, dann stehen die Chancen auf Polarlicht-Fotografie schlecht, selbst wenn die Sonnenaktivität gute Voraussetzungen bietet. Und bei schlechter Sicht durch Regen, Schneeregen oder Schneefall sinken die Chancen für Tieraufnahmen.
Diese - für die Jahreszeit sehr ungewöhnliche - Lage war in dem angegebenen Zeitraum gegeben. Von den sieben Nächten innerhalb des einwöchigen Aufenthaltszeitraumes versprach nur eine Nacht zeitweilige Auflockerungen.



Mäßige Sicht, Wind, Niederschläge: Farben verblassen in der Ferne, und aus Kontrasten werden flaue Flächen.

Senja bei ungemütlichem Wetter. Anstelle klarer Luft und Winterkälte: Stürmischer Wind und Tauwetter.  

Anstelle der Farben: Grauwerte. Anstelle klarer Bilder: Strichspuren durch Schneeflocken oder Regentropfen. Darauf kann sich ein Fotograf einzustellen versuchen.
Eine gewichtigere, weniger leicht zu überwindende Einschränkung: die Wahl eines gewünschten Aufnahmestandorts ist kaum möglich, wenn tiefer Schnee, Schneematsch oder aufgeweichter Boden viele Bereiche nicht zugänglich macht.

Chancen ungewöhnlicher Bedingungen:

Anpassung der Motivauswahl und der fotografischen Techniken an die Gegebenheiten


 

Zum Beispiel: Landschaft, Details, Formen, Strukturen.
Ungewöhnliches anstelle von Klischees

Naturfotografen sind nicht auf ein enges Spektrum an Aufnahmefeldern begrenzt.

Sie finden vielfältige Motive in der Landschaft und in Details.


Diese Ansichten boten sich am ausgetretenen Boden durch den Wechsel von Tauwetter, Regen und neuem Frost, von Schmelzen und erneutem Gefrieren.

Herausfordernd und lohnend kann es sein, wenn man innerhalb einer Woche sehr verschiedenartige Witterungsbedingungen vorfindet. Das eröffnet die Möglichkeit, Landschaften oder sogar die gleiche Landschaft, im gleichen Ausschnitt, bei den wechselnden Bedingungen zu fotografieren - mal mit, mal ohne Schnee, mal mit tauendem Eis, mal eisfrei, mal mit Schneeflocken oder Regentropfen in der Luft.

Ein Binnensee im Wechsel der Temperaturen, die um den Gefrierpunkt pendeln.

Die Grenzen zwischen Ufer und Binnensee sind kaum zu erahnen.

An den Ufern der Fjorde läßt der Schneefall nur wenige hundert Meter SIcht zu.

Auch Wirkungen des Wetters können für Formwirkungen im Bild genutzt werden. Hier waren es Schnee und Wind, der zudem die Struktur des Gesteins und feinen Flechtenbewuchs freigelegt hat.



Landschaftsfotografie im Wechsel von Sicht und Licht




Senja zeigte sich tagelang von einer ungemütlichen Seite.
Anstelle klarer Luft und Winterkälte gab es immer wieder Niederschläge, Wind, wechselnd Frost und Tauwetter.

Am letzten Tag des Aufenthalts änderte sich die Wetterlage.

Ein einzelner Tag hat das Bilderbuchwetter bereitgehalten, mit Sonnenschein, klarer Sicht blauem Himmel.



 

 

Polarlicht - Momente


In jener Nacht, für die eine zeitweise aufgelockerte Bewölkung vorhergesagt war, gab es tatsächlich Polarlicht zu sehen und zu fotografieren. 20 Minuten lang waren die Bedingungen recht günstig.



Für kurze Zeit, gerade einmal für etwa 20 Minuten innerhalb der Nächte einer Woche, zeigte sich Polarlicht, wie man es in dieser Jahreszeit erwartet.

Kleinbild, 14mm, f1,8, 1/3 sec, ISO 1600


Die kurze Zeitspanne erlaubte keinen Ortswechsel, kaum einen Standortwechsel auf dem Gelände.


Die schnell wechselnden verschiedenen Formen des Polarlichts waren bereits innerhalb des kurzen Zeitraums faszinierend.

Kleinbild, 14mm, f1,8, 1/3 sec, ISO 1600


Tierfotografie bei schlechter Sicht?


Einige Tiere auf Senja


 

Für die Tierfotografie bietet schlechtes Wetter ebenfalls schwierige Voraussetzungen.

Problematisch kann vor allem die Sicht sein. Sicht besteht nur auf geringe Entfernungen wegen der Schneeflocken oder der Regentropfen in der Luft, dazu sind die Kontraste gedämpft und Farben reduziert.

So können keine Bilder entstehen, die für Werbeprospekte geeignet wären. Aber es können Fotos entstehen, die ihre Charakteristik auch und gerade aus vordergründig störenden Elementen beziehen. Schneeregen zwischen Kamera und Motiv...



Otter



Die Tiere haben eine Krabbe erbeutet, die auf der Oberfläche des tauenden Eises verzehrt wird.

Stören die Flocken des Schneeregens zwischen Kamera und Motiv wirklich? -

Kleinbild, 100-400mm bei 400mm




Rentiere

Am sonnigen Tag hatten sich diese Rentiere am Ufer in den Schnee gelegt.

Rentiere am Fjordufer.


Elche


Zu den großen Säugetieren, die mit etwas Glück gesichtet werden können, gehören Elche. Ob und wie lange eine Beobachtung möglich ist, hängt oft vom Verhalten der Mitmenschen ab.


Die Elchkuh und das Kalb waren aus dem stehenden Fahrzeug mit lediglich heruntergelassenen Seitenscheiben lange zu beobachten, bis ein Auto auf der Staße anhielt, die Personen aus ihrem Fahrzeug stiegen und ihr Handy zückten ...

Zu den kleineren Tieren, die sich gelegentlich blicken ließen, gehörte dieser Schneehase.


Wasservögel

lassen sich auch bei "schlechtem" Wetter beobachten.

Gänsesäger bei der Balz. Sie lassen sich durch den Schneeregen nicht stören.



Wetter, Stimmung, Lichtstimmungen


So unterschiedlich präsentiert sich derselbe  Steg innerhalb weniger Tage.


 Tauwetter und stürmischer Wind - Frost und Sonnenschein.

Die Reflexion lässt hoffen...

Zuvor verborgene Ansichten der Landschaften, erst am letzten Tag des Aufenthalts freigelegt: neue Elemente, veränderte Eindrücke.


Klare Sicht auch in die Ferne ermöglicht es, Formen-Entsprechungen im Vordergrund und im Hintergrund zu suchen.


Die Reduktion der Farben bei trübem Wetter fordert zur Betonung von Flächen und Strukturen heraus.
Bei manchen Lichtbedingungen kann es zu einem Bildergebnis kommen, das wie ein Schwarzbildbild wirkt. Tatsächlich ist es eine "gewöhnliche" Farbaufnahme. Wie bei allen anderen Bildern sind Farbdynamik und Sättigung in der Standardeinstellung belassen worden.

Das Bild oben und das unten folgende sind vom annähernd gleichen Standort aufgenommen. 2 Tage liegen dazwischen.

Der Vergleich zeigt, welch unterschiedliche Wahrnehmung und Wirkung hervorgerufen wird.

Strukturen, Formen und Farben

Genaues Hinsehen lohnt immer ...

Manch Bemerkenswertes zeigt sich unabhängig von Wetterbedingungen.

Die Rinde der Birke mit Farben und Flechtenbewuchs, wie sie in Mitteleuropa so kaum vorzufinden sind.


Andere Formen zeigen sich wiederum nur bei ganz bestimmten, besonderen Bedingungen - oft nur kurzfristig.

Kleinbild, 100-400mm, Freihand-Fokus-Stapel.

Die Wetterlage mit Temperaturen mal unterhalb, mal oberhalb des Gefrierpunktes führt zu eigenartigen Gebilden.


Immer wieder nimmt die Wasser- oder Eis-Oberfläche andere Gestalt an. Der tauende verfestigte Schnee scheint zu schweben.


Tauwasser-Rinnsale legen den Untergrund frei.



Klein-Landschaften entstehen durch das Tauen.


Auch hier: eine eigenartige Landschaft formt sich, wenn das Rinnsal in den Fjord mündet.


Die Felsblöcke weisen an ihrer Oberfläche eine vielfältige Mikro-Landschaft auf.

Der letzte Tag des Aufenthalts hielt neue Landschaftseindrücke bereit.

Bucht mit Rentieren

Wasser prägt die Landschaft auf Senja, nicht nur am Ufer.
Und nicht nur bei klarem Licht wechselt die Farbe des Wassers häufig.

Wasserlauf bei aufklarendem Himmel

Wasserläufe in der Tauwetterperiode

Während der Tauwetter-Phasen stehen die Bäume zum Teil im Wasser.

Wenn es bei Temperaturen um den Gefrierpunkt schneit oder Schneeregen fällt, lassen die Bilder die Spuren davon erkennen.

Eine Fotoreise kann durchaus ergiebig werden, auch wenn die Bedingungen gar nicht günstig erscheinen und Planungen nicht umgesetzt werden können. 
 

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