Naturfotografie - Regionen und Landschaften - Makrofotografie
Schwarz-Weiß-Fotografie - Infrarotfotografie - Fotografische Techniken
Kornrade am frühen Morgen. Bleibt die Schönheit dieser Blüte, ihre klare Form, ihre Farbe hinter dem Reiz gezüchteter Zierblumen zurück?
Olympus E-M1X, 600mm (4/300mm Pro + MC-20), f/8, 1/1000 sec, ISO 640, -1,7 EV, Stack aus mehreren Aufnahmen
Fotomotive im Garten, vor der Haustür suchen? Ist der Radius nicht viel zu winzig, der Horizont zu eng? Ist das nicht geradezu kleinkariert? Kariert – das regelmäßige geometrische Muster – ja, der Garten vor der eigenen Haustür ist in den meisten Fällen ein Ort, der geordnete Natur zeigen und einen „gepflegten“ Eindruck hervorrufen soll. Als Ausgleich zur Arbeitswelt, als Erholungsraum von anstrengender oder nervenaufreibender Berufstätigkeit soll er wohltuende Beschäftigung mit ausgewählten Pflanzen, schönen Blumen, Ziergehölzen oder Obst- und Beerensträuchern bieten. Ästhetisch ansprechend soll er sein, also den Sinnen gut tun - dem menschlichen Schönheits- und Ordnungssinn vor allem.
Aber spricht ein solcher Garten auch die Sinne anderer Lebewesen an, etwa der Insekten? Dieser Gedanke lag - und liegt - den meisten Menschen fern.
So ist es auch meiner Frau und mir ergangen. Viele Jahre gingen unsere Bemühungen dahin, einen gepflegten Garten um das Haus herum zu erhalten. Diese Einstellung änderte sich jedoch, je mehr die Naturfotografie in den Mittelpunkt der fotografischen Ambitionen rückte. Es wuchsen Zweifel daran, ob wirklich menschliche Ordnungsvorstellungen die Maßstäbe für die Gartengestaltung setzen sollten. Wir beobachteten, dass die Zahl und die Vielfalt der Insekten immer mehr abnehmen. Und gerade Insekten und Spinnen waren im Laufe der Jahre mehr und mehr bevorzugte Motive geworden.
Nesselzünsler auf Greiskraut-Blüte. - OM-1, 180mm (OM 90mm + MC-20), f/7,1, 1/160 sec, -0,7EV, ISO 640, Stack aus 17 Aufnahmen
Zugleich bestätigten die immer bedrückender werdenden Meldungen aus der Wissenschaft und Forschung über die Bedrohung oder gar den Schwund der Biodiversität die eigenen Beobachtungen. So brachten zwei Antriebskräfte das Bild vom wünschenswerten Garten gründlich in Bewegung: Die Sorge um die Biodiversität allgemein und der konkrete Wunsch, Fotomotive im eigenen Umfeld zu erhalten. Die Hinwendung zur Naturfotografie wurde Anstoß zum Nachdenken darüber, was wir selbst für den Erhalt der Biodiversität beitragen könnten.
Die unterschwellige Vorstellung, dass es „draußen“, außerhalb des eigenen Gartens, genug ungezügelte Natur gäbe, ist mehr und mehr fragwürdig geworden. Man kann, man muss inzwischen nicht nur häufig vom Rückgang der Artenvielfalt durch den Verlust von Lebensraum hören und lesen - wer mit offenen Augen durch die Welt geht, wird es auch selbst wahrnehmen.
Aber wir hören selten von den Chancen, die sich dem beobachtenden und vor allem dem fotografierenden Gartenbesitzer eröffnen, wenn er in seinem Umfeld einen Lebensraum für Insekten und Kleintiere schafft! Was für Möglichkeiten eröffnen sich: für Tiere, Pilze und Pflanzen! Welche Aussichten für die Fotoausbeute, für die Weiterentwicklung der eigenen Sinne und der ästhetischen Kriterien!
Gibt es eine Vielfalt von Blüten auf der ehemals eintönigen Rasenfläche, folgt auch eine Vielzahl von Insekten und Spinnen, die sich ansiedeln und für Makroaufnahmen anbieten. Hier eine Schlupfwespe an Blüten des Frauenmantels, der von selbst auf einer ehemaligen Rasenfläche aufgegangen ist. – Mitte Juni. - Sony 7II, Sigma 2,8/150mm Macro, f/5,6, 1/400 sec, ISO 1600, -0,3 EV, Stativ und Einstellschlitten, Stack aus 35 Aufnahmen
Entschließt man sich, auf das regelmäßige Mähen der Grasfläche zu verzichten oder wenigstens einen Teil des Gartens weitgehend der Natur zu überlassen, ist Geduld gefragt. Es dauert einige Zeit, bis sich eine Vielfalt von Pflanzen auf der ehemals in kurzen Abständen gemähten Rasenfläche entwickelt hat. Nicht gleich im ersten Jahr, und auch noch nicht im zweiten, entwickelt sich eine vielfältig bunte Blühwiese, und die Pflanzenpopulation wird man sicher anfangs als noch unausgewogen ansehen – und sich das Eingreifen nicht verkneifen können, wenn manche Pflanzen zu stark dominieren. Die Vorstellung, dass eine solche Fläche kaum noch Arbeit macht, ist eine Illusion. Wenn der Mensch zuvor bestimmend den Bewuchs zu regeln versucht hat, stellt sich ein Gleichgewicht nicht postwendend wieder her.
Aber erste Spuren des Lohnes zeichnen sich doch schnell ab. Im Jahresverlauf wechseln herausfordernde Motive.
Je nach Bodenbeschaffenheit können sich Margeriten ansiedeln und manchmal zur Blütezeit einen weißen Teppich bilden. Wenn man nicht nur die Fülle wahrnimmt, sondern auch die einzelnen Blüten sorgsam mustert, lassen sich fotografisch herausfordernde Konstellationen entdecken: Hier eine auf Beute lauernde Krabbenspinne und eine Fliege. - Sony A7RIII, Apo Ronar 9/240mm, f/9, 1/200 sec, -0,7 EV, ISO 640, Stativ und Einstellschlitten. Stack aus 40 Aufnahmen
Einen besonderen Vorteil eines solchen Gartens für die Naturfotografie haben wir sehr schnell zu schätzen gelernt: Viele Aufnahmebedingungen für Insekten, Pflanzen oder Wiesen-Landschaften lassen sich nach eigenen Vorstellungen gestalten und weitgehend ohne Störungen durch andere Personen erreichen. Und das noch in unmittelbarer Nähe. Es ist gar nicht hoch genug zu schätzen, wenn man Ausrüstungsgegenstände nicht weit tragen muss und ungestört Vorbereitungen für Makro-Aufnahmen treffen kann – und es fällt viel leichter, auf Fotopirsch zu gehen, wenn man nur aus dem Haus zu treten braucht und nicht erst eine Fahrt mit irgendeinem Verkehrsmittel und eine mehr oder weniger lange Wanderung hinter sich zu bringen hat.
Ganz besonders gilt das wiederum, wenn man die vielversprechenden Stunden des sehr frühen Morgens oder des späten Abends, vielleicht gar der Nacht nutzen möchte, um zu weniger gewöhnlichen Aufnahmen zu kommen. Denn nicht nur das Licht ist anders als in den mittleren Tagesstunden, auch das Aussehen der Pflanzen, das Verhalten und die Standorte der Insekten unterscheiden sich.
Eine Erdhummel, die sich am späten Abend zur Nachtruhe auf Majoran niedergelassen hat und daher an einem windarmen Tag auch mit verhältnismäßig langer Belichtungszeit und dem Basis-ISO-Wert fotografiert werden kann. – Zweite Julihälfte. - Nikon Z 7II, Sigma 2,8/150mm Macro, f/4, 1/30 sec, ISO 64, Stack aus 37 Aufnahmen
Wenn möglich, setze ich das Stacking-Verfahren ein. Der Zweck ist keineswegs immer die möglichst weite Ausdehnung der Schärfentiefe. Im Gegenteil: Häufig ist es ganz anders, als es die verbreitete Vorstellung vermuten lassen würde. Es geht darum, das Motiv weitgehend freistellen zu können. Denn das Stacking-Verfahren erlaubt es, mit weit geöffneter Blende zu arbeiten – die Blende also nicht für eine erforderliche Mindest-Schärfentiefe schließen zu müssen, wie es in vielen Foto- und sogar Makro-Lehrbüchern zu lesen ist. Die zu verrechnenden Aufnahmen können so ausgewählt werden, dass das Motiv in der gewünschten Tiefe scharf abgebildet wird, die übrigen Bildteile aber so unscharf wie möglich bleiben.
Die Verschlusszeiten und die ISO-Werte variieren nach den Erfordernissen, die während der Aufnahmesituation bestehen. An Tagen mit Wind oder bei Bewegungen eines Insekts müssen kurze Zeiten und höhere ISO-Werte gewählt werden.
Larven des Asiatischen Marienkäfers an einer Grasrispe mit Blattläusen, (noch) lebenden und ausgesogenen. - Lumix G9, Olympus 60mm Macro, f/3,2, 1/125 sec, -0,67 EV, ISO 200, Stack aus 78 Aufnahmen
Eine Grabwespe, am späten Abend an einem Fruchtstand. - Zweite Julihälfte. - Nikon Z 7II, Sigma 2,8/150mm Macro, f/5,6, 1/100 sec, ISO 64, Stativ und Einstellschlitten, Stack aus 23 Aufnahmen
Es ergeben sich also eine ganze Reihe von Chancen im eigenen naturnahen Garten: Aufnahmestandorte lassen sich gezielt und einfacher finden, die Bedingungen sind bekannt und können eingeplant werden, die Ausrüstung muss nicht immer vollständig auf- und abgebaut werden. Besonders Aufnahmen in Bodennähe oder aus bodennaher Perspektive lassen sich einfacher einrichten. Über einen längeren Zeitraum lassen sich Veränderungen an den Pflanzengemeinschaften und den sie besuchenden Tieren beobachten.
Am Morgen und am Abend herrscht in der Regel weniger Wind als tagsüber, auch dies erleichtert das Fotografieren. Das Licht ist zu diesen Tageszeiten häufig faszinierend. Die Farben wirken morgens vielfach frischer als am Mittag.
Besonders gern fotografieren wir am sehr frühen Morgen. Dann glänzen häufig Tautröpfchen an den Pflanzen und den Tieren, die darauf die Nacht verbracht haben - natürlich hängt es von der Jahreszeit und der Wetterlage ab. Die mit vielen Tautröpfchen behangenen Insekten gewinnen nicht nur an optischem Reiz, manchmal ermöglicht die Starre der Tiere in der Morgenkühle überhaupt erst das gestaltende Fotografieren oder erleichtert es zumindest.
Raues Vergissmeinnicht und Sand-Hornkraut ergeben auf dem Boden ästhetisch reizvolle Motive, wo früher monoton Gras wuchs. Unscheinbare, kleine Blüten, von oben fotografiert. – Erste Maihälfte. - Olympus E-M1X, Olympus 2,8/60mm Macro, f/3,5, 1/100 sec,-0,7 EV, ISO 200, Stack aus 56 Aufnahmen
Sicher muss man sich daran gewöhnen, dass nicht alle Blüten so ins Auge springen wie viele der gezüchteten Pflanzen mit ihren großen gefüllten Blüten, die in einem effektvoll angelegten traditionellen Garten stehen. Aber sind die einzelnen Pflanzen deshalb weniger schön, weniger eindrucksvoll, nur weil die Blüten vielleicht kleiner, zierlicher, filigraner ausfallen - und verlangen, dass man sich ihnen mit einem verweilenden Blick widmet? Unsere Erfahrung: Je mehr wir uns auf die feineren natürlichen Blüten eingelassen haben, desto weniger Gefallen fanden wir an so manchen hochgezüchteten Blüten. Uns kommen sie inzwischen häufig zu aufdringlich und plakativ vor.
Manche Pflanzen gehen von selbst auf, die ihrer Blüte wegen auch im traditionell „gepflegten“ Garten ihren Platz finden, wie etwa der Frauenmantel oder der Storchenschnabel.
Eine Honigbiene fliegt Blüten einer Königskerze an. – Erste Julihälfte, 6.20 Uhr. - Nikon Z 9, Nikkor Z MC 2,8/105mm, f/5,6, 1/1250 sec, ISO 2000, -0,67 EV.
Allerdings siedeln sich auch manche Pflanzen an, die in den meisten traditionellen Gärten nicht gern gesehen werden, wie der wilde Natternkopf. Die verhältnismäßig kleinen Einzelblüten heben sich weniger deutlich heraus, und die Gestalt der Blüten ist nicht sehr klar – sie können ein wenig unordentlich wirken. Aber sie sind bei genauerem Hinsehen nicht nur für den Betrachter reizvoll durch ihre Mehrfarbigkeit, sondern auch anziehend für viele besondere Insekten. Manche Bienenarten suchen speziell die Natternkopf-Blüten auf.
Bauchsammlerbiene an einer Blüte des Natternkopfs. – Mitte September, 7.50 Uhr. - OM-1, OM 4/40-150mm, f/4,5, 1/5000 sec, ISO 640, -0,7 EV.
Im naturbelassenen Garten entwickeln sich natürlich auch Pflanzen, die in der herkömmlichen Vorstellung eines „gepflegten“ Gartens als „Unkraut“ angesehen und entfernt oder bestenfalls halbherzig geduldet werden, vielleicht weil sie auch an Wegrändern oder gar auf „ungepflegten“ Brachflächen vorkommen. Sie bekommen keine Chance, sich zu entwickeln, obgleich es häufig gute Insekten-Nährpflanzen sind – im Gegensatz zu vielfach bewunderten gefüllten Blüten etwa vieler Rosensorten, die für Insekten nutzlos sind.
Und es werden auch Pflanzen kommen, die einen wenig guten Ruf haben, weil sie etwa als ordinär gelten oder weil sie giftige Substanzen bilden, die für weidende Nutztiere schädlich werden könnten. Aber auch solche Pflanzen sind für Insekten häufig wertvoll – und will man wirklich Pferde im eigenen Garten grasen lassen? Ein Beispiel dafür ist das Greiskraut oder Jakobs-Kreuzkraut.
Dabei können solche Pflanzen – wie hier das Greiskraut oder der Natternkopf – nicht nur über eine lange Zeit des Sommers und des Herbstes hinweg durchaus schöne Blüten zeigen; auch die verblühten Pflanzenteile gewinnen einen ästhetischen Reiz, wenn sich der Betrachter nur unvoreingenommen dafür öffnet.
Unbeliebt sind solche Wild-Pflanzen auch deshalb, weil sie nicht in ihrer ganzen Gestalt, nicht in allen Entwicklungsphasen oder nicht über alle Teile des Pflanzenkörpers die überkommenen Erwartungen an „Schönheit“ erfüllen – sei es, weil untere, bodennähere Blumenblätter bereits welken und braun herabhängen, während die oberen Pflanzenteile erst die Blüten auf den Höhepunkt bringen, sei es, weil sie – wie es beim Natternkopf der Fall ist – wenig klare Linienführungen hervorbringen, etwas chaotisch in der Gestalt wirken und die Blüten mit dem Durcheinander einer Vielzahl von Fäden ungeordnet wirken. Oft werden diese Pflanzen Unkräuter genannt, was die negativen Assoziationen spiegelt.
Grünrüssler auf einer Margeritenblüte. - Sony A7RIII, Sigma 2,8/150 mm Macro, f/5, 1/1000 sec, ISO 640, Stativ und Einstellschlitten. Stack aus 60 Aufnahmen.
Furchenbiene auf Majoran. - Sony A6400, Sigma 2,8/150mm Macro, f/7,1, 1/320 sec, ISO 640, -0,7 EV, Stativ und Einstellschlitten, Stack aus mehreren Aufnahmen.
Von der Jahresmitte an mehren sich die Blüten, die nicht mehr auf dem Höhepunkt ihrer Pracht sind. Manchmal stehen noch frische Blütenstände neben solchen, die schon keine Farbe mehr zeigen.
Als „verblüht“ genießen Pflanzen bei den meisten Menschen nicht mehr den Ruf, anziehend zu sein. Dennoch eröffnet ein unvoreingenommener Blick vielfach immer noch ansprechende Farben und häufig neue, feine Strukturen, von denen keine mehr oder weniger kräftig gefärbten Blütenblätter mehr ablenken.
Noch später, wenn alle Farben verschwunden sind, die einst Insekten anlocken sollten, kommen neue Formen zur Geltung, die mit ihrem eingeschränkten Farbbereich geradezu ausdrucksvoll werden können.
Ein nicht häufig anzutreffendes Bild: Eine Wanze hat sich auf filigranen Samen des Bocksbarts niedergelassen. - Olympus E-M1X, Olympus 2,8/60mm Macro, f/4, 1/320 sec, ISO 200, Stack aus mehreren Aufnahmen
Leimkraut in verschiedenen Stadien der Blüte. - Ende Juli. - Nikon Z 9, Sigma 2,8/150mm Macro, f/4, 1/800 sec, ISO 640, -0,67 EV, Stativ und Einstellschlitten, Stack aus 46 Aufnahmen
Zum Greiskraut, auch Jakobs-Kreuzkraut, findet sich in Garten-Portalen nahezu regelmäßig die Empfehlung, es herauszureißen. Es ist giftig für Pferde und Rinder.
Aber auch davon abgesehen: Tatsächlich ruft es vor allem in der Phase der Umgestaltung eines traditionell bearbeiteten Gartens in einen naturbelassenen manchmal Unbehagen hervor, dass diese Pflanze die neuen Chancen daraus, nicht sogleich niedergemäht zu werden, besonders beflissen zu ergreifen scheint. Sie kann sich – je nach Bodenverhältnissen – in den ersten Jahren so vermehren, dass ihre leuchtend gelben Blüten mit dem beginnenden Hochsommer dominant wirken.
Jakobs-Kreuzkraut (Greiskraut) mit Knospen und Blüten, darauf eine Korbblütler-Weichwanze. – Erste Julihälfte, 6.00 Uhr.
Nikon Z 9, Nikkor Z MC 2,8/105mm, f/9, 1/1250 sec, ISO 2000, -0,33 EV
Ein Bläuling an Greiskraut. – Zweite Julihälfte.
OM-1, Olympus 2,8/60mm Macro, f/4, 1/100 sec, ISO 640, Stack aus 32 Aufnahmen
Beliebt ist das Greiskraut offenbar bei vielen Insekten und Spinnen. Falter und Libellen lassen sich gern daran nieder, auch die Nacht verbringen sie häufig gerade an den Blüten oder Stängeln dieser Pflanze.
Diese nützliche Seite des Jakobs-Kreuzkrauts wird meistens übersehen.
Hier hat sich eine Spinne am Greiskraut niedergelassen und eine Beute gefunden. – Mitte Juli. - Nikon Z 9, Sigma 2,8/150mm Macro, f/4, 1/250 sec, ISO 1400, Stativ und Einstellschlitten, Stack aus 48 Aufnahmen
Nicht nur an den Greiskraut-Blüten, auch an den Blättern lassen sich Insekten nieder und sind am frühen Morgen noch in Ruhe - im doppelten Sinne - einzufangen.
Langbauch-Schwebfliege an einem Blatt des Greiskrauts, Mitte Juli, kurz vor 7 Uhr. - OM-1, 126 mm (Olympus 3,5/90mm Macro mit MC-14), f/5,6, 1/8000 sec, ISO 1600, -0,7EV, Stack aus 7 Aufnahmen
Zu den im traditionellen Garten teils verhassten, teils weithin unterschätzten Pflanzen gehören die Doldenblütler. Verhasst ist zum Beispiel Giersch, der vielfach als Musterbeispiel des unbedingt zu bekämpfenden Unkrauts gilt. Unterschätzt werden „harmlose“ Doldenblütler wie Wilde Möhre oder Schafgarbe, weil sie häufig an ungepflegten Straßen- und Wegrändern zu finden sind.
All diese Pflanzen sind jedoch Magneten für zahlreiche Insekten. Kann man die Abneigung gegen Giersch wegen dessen unterminierender Verbreitungsstrategie noch verstehen, so sind Schafgarbe und Wilde Möhre nicht nur den Insekten, sondern auch dem Naturfotografen im eigenen Garten unbedingt willkommen.
Verschiedene Doldenblütler - wie hier die Schafgarbe - finden sich häufig im naturbelassenen Garten ein. Sie sind für viele Insekten und auch für Spinnen, besonders Krabbenspinnen, anziehend. Die Begegnung dieser Ameise und einer Krabbenspinne verlief undramatisch. - Sony A7RII, Sigma 2,8/150mm Macro, f/6,3, 1/500 sec, -1,3 EV, ISO 400, Stativ und Einstellschlitten. Stack aus mehreren Aufnahmen
Zottiger Bienenkäfer auf Schafgarbe. - OM-1, 126mm (Olympus 3,5/90mm Macro mit MC-14), f/5, 1/1600 sec, ISO 640, Stack aus 18 Aufnahmen
Grundsätzlich versuche ich weitgehend mit dem natürlich vorhandenen Licht auszukommen und setze künstliches Licht, sei es Licht aus Flächenleuchten oder Blitzlicht, nur dann ein, wenn es etwa zur Aufhellung stark verschatteter Bereiche oder zur Balance in der Helligkeit unterstützend erforderlich oder förderlich ist.
Überzogene Beleuchtungsakzente empfinde ich als Effekthascherei, sie machen mich skeptisch, sie unterdrücken den dokumentarischen Anteil, den jede Fotografie immer noch hat – im Gegensatz etwa zu Produkten der „künstlichen Intelligenz“ -, und sie verführen dazu, auf flüchtige, momentane, kurzfristige Wirkungen zu setzen, die sich abnutzen.
Rosenkäfer und Schwefelkäfer auf einer Dolde des Giersch. Ende Juni. - Olympus E-M1X, 420mm (Olympus 4/300mm Pro + MC-14), f/5,6, 1/1000 sec, -1 EV, ISO 200, Stativ und Einstellschlitten, Stack aus 16 Aufnahmen
Für uns hat es sich bestätigt: Ein Garten, der weitgehend oder teilweise naturbelassen bleibt, leistet nicht nur einen Beitrag als Lebensraum für Insekten und andere Tiere oder Pflanzen im Sinne des Natur- und Artenschutzes, sondern bietet dem Naturfotografen eine auch buchstäblich bunte Wiese für zahlreiche Motive, die ein im herkömmlichen Sinne „gepflegter“ Garten mit dominierender, regelmäßig gemähter Rasenfläche nicht bereithalten kann.
Unsere Entscheidung, auf das überkommene Erscheinungsbild zu verzichten, Grasflächen nur zweimal im Jahr zu mähen - und gelegentlich verständnislose Blicke oder gar spöttische Worte mancher Nachbarn oder Passanten (zumindest anfangs) zu ertragen – hat sich bewährt. Wir werden reichlich belohnt.
Bunter Besuch an Wilder Möhre. Eine Schwalbenschwanz-Larve hat gerade ihre alte Haut hinter sich gelassen und erscheint in neuer Frische. – Mitte August. - Sony A7RIII, Sony 2,8/90mm Macro, f/2,8, 1/2000 sec, ISO 1250, Stativ und Einstellschlitten, Stack aus 67 Aufnahmen