Erfahrungen mit DxO PureRaw



Erfahrungen mit DxO PureRaw



Die Aufnahmen, die den Vergleichs-Bildausschnitten zugrunde liegt, sind mit einer Canon EOS 5D Mk II entstanden, also einer Kamera mit der Sensor-Technologie von 2008. Die Fotos wurden am 9. September 2012 – einem Tag des offenen Denkmals – in einer historischen ehemaligen Brauerei aufgenommen, unter äußerst schwierigen Lichtverhältnissen auf einem dunklen Dachboden. Nur durch kleine Dachluken und Öffnungen in den Giebelwänden fiel etwas Licht. Die Fotos wurden während der Teilnahme an einer Gruppenführung aufgenommen. Belichtungsrelevante Kameraeinstellungen, um unter diesen Bedingungen spontan aus der freien Hand auslösen zu können: RAW+JPEG, ISO 5000, Automatik „A“ (Blendenvorwahl), keine Belichtungskorrektur.


Für beide Bildfolgen gilt: Das erste Bild (1) und das letzte (5) zeigen jeweils das gesamte Bild, für die Wiedergabe an diesem Ort in den Abmessungen reduziert. Bei den übrigen drei (2, 3, 4) handelt es sich um kleine Ausschnitte aus den zugrundeliegenden JPEG-Dateien.


Bild 1: JPEG-Datei, wie sie von der Kamera ausgegeben worden war, ohne weitere Bearbeitung.

Bild 2: In Lightroom aus der RAW-Datei nach JPEG exportiert, zuvor Bearbeitung der „Grundeinstellungen“ (Belichtung, Kontrast, Lichter / Schatten, Weiß- / Schwarzpunkt usw.), aber ohne jede Bearbeitung der anderen Bereiche, also ohne Entrauschen und ohne Schärfen.

Bild 3: Ergebnis wie Bild 2, aber nach zusätzlichem Versuch, durch veränderte Einstellungen an den verschiedenen Reglern des Bereichs „Detail“ zu einem möglichst guten Ergebnis zu gelangen. Das sollte innerhalb eines angemessenen, begrenzten Zeitraums geschehen, angenommen wurde dafür eine halbe Minute.

Bild 4: Bildausschnitt – die RAW-Datei hat PureRaw durchlaufen, anschließend wurden in Lightroom nur „Grundeinstellungen“ verändert.

Bild 5: Das ganze Foto - das erreichbare Resultat nach dem Durchlaufen des DxO-PureRaw-Programms (Version 1.5) und der anschließenden Bearbeitung in Adobe Lightroom: Grundeinstellungen und ggf. Transformationen (Korrekturen der stürzenden Linien…), aber ohne „Detail“-Bearbeitung.




Bildfolge 1



Bildfolge 2


Es wird erkennbar, dass durch das Programm die nachträgliche, erneute Auswertung vorhandener (Raw)-Bildbestände mit bedeutend besseren Ergebnissen möglich ist, als sie zur Zeit der Aufnahme erzielt werden konnten. Ein anderer Aspekt: eine Kamera, die aus Gründen der eingeschränkten Bildqualität vor allem bei höheren ISO-Werten längst beiseitegelegt worden war, wird durchaus wieder nutzbar (sinnvoll dann und natürlich nur dann, wenn nicht andere zwischenzeitliche Weiterentwicklungen wie z.B. bei den Autofokus-Eigenschaften entscheidend wichtig sind).


Dies sind erfreuliche Feststellungen. Es gibt aber auch einige unerfreuliche Beobachtungen, die in der abschließenden zusammenfassenden Auflistung angeführt werden.


Was mir gefällt:


Sehr gutes Entrauschen 


Nützlich vor allem bei höheren ISO-Werten, aber bei kleineren Sensoren auch für niedrige ISO-Werte vorteilhaft: macht Fotografieren mit kleineren Sensoren auch in kritischen Situationen (hoher ISO-Wert erforderlich) möglich


Gutes Schärfen


Für den Regelfall gut voreingestellte Schärfung. Kaum Artefakte.


Sehr unkomplizierte Bedienung

 

Was mir nicht gefällt:


Programm arbeitet langsam.


Beispiel: Zeit gestoppt an meinem Labtop (erworben 01/2021, Intel(R) Core(TM) i7-9750H CPU @ 2.60GHz  2.59 GHz, 16GB Arbeitsspeicher, NVIDIA GeForce RTX 2070 – DxO PureRaw 1.5 -es läuft kein anderes Programm daneben).
100 Raw-Dateien zu 24 MB werden in 26 Minuten bearbeitet. 
Ein PC aus dem Jahre 2017, ebenfalls Intel i7 – CPU, 16GB, mit NVIDIA 1050, braucht erheblich länger, mehr als die doppelte Zeit.
Bei hoher Zahl an Bildern, z.B. mehreren Hundert, ist also auch ein neuerer PC selbst bei überdurchschnittlich leistungsstarker Grafikkarte u.U. mehrere Stunden lang beschäftigt. Ein wenig Ausgleich dafür: Wenn die von PureRaw erzeugten dng-Dateien anschließend in Lightroom bearbeitet und zu jpg-Dateien exportiert, benötigt Lightroom für diesen abschließenden Export bedeutend weniger Zeit als gewohnt.


Die erzeugten dng-Dateien sind wesentlicher größer als die ursprünglichen Raw-Dateien.


Je nach Motiv: Aus einer Raw-Datei wird eine etwa 4x so große dng-Datei.


Wenige Eingriffsmöglichkeiten


Wenige Möglichkeiten, Einstellungen oder Regelungen vorzunehmen (z.B. Grad des Schärfens).


Kein Schärfen, wenn ein Objektiv nicht erkannt und unterstützt wird.
Kein Hinweis darauf, keine Warnung in solcheen Fällen.


Kameras und Objektive, die nach Erscheinen einer neuen Version auf den Markt kommen, werden nicht von der früheren Version unterstützt. Das bedeutet in solchen Fällen de facto den Zwang, jeweils das (teure) Upgrade zu kaufen.
Kein Schärfen bei Fotos, die mit Objektiven ohne Kontakte für Exif-Datenübertragung enstanden sind. Das betrifft folglich alle adaptierten Analog-Objektive, aber auch einige aktuelle neuere, wie z.B. viele Laowa-Modelle.

Daher manchmal Überraschung durch unscharfe, unbrauchbar wirkende Ergebnisse möglich, erneuter Bearbeitungsgang in Lightroom mit manuell geregeltem Schärfen erforderlich.

Adaptierte Objektive werden grundsätzlich nicht unterstützt. Beispiel: Wer an einer Nikon Z - Kamera einen Adapter benutzt, um ein Sony E - Objektiv zu verwenden, kann nicht von den Kamera-/Objektivprofilen Nutzen ziehen, auch dann nicht, wenn DxO sowohl das Kameramodell als auch das Objektiv in den Listen der unterstützen Gerätschaften aufführt.

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