9. Natur - Elemente in Infrarot

Natur - im infraroten Teil des Lichtspektrums


Die natürliche Welt in einem buchstäblich anderen Lichte fotografiert - im infraroten Bereich des Lichtes, für welches das menschliche Auge nicht mehr empfindlich ist.

Dabei sieht die Welt häufig anders aus:

Manches, was im sichtbaren Licht kaum erkennbar ist, wird deutlicher,
anderes, was in der gewohnten Sichtweise im Vordergrund steht, tritt zurück. Andere Formen, Strukturen und Bezüge treten hervor.

Eine andere Welt.

Die Aufnahmen im infraroten Teil des Lichtspektrums wurden mit einer dafür besonders modifizierten Kamera aufgenommen.
(Klarglas-Modifikation, vor das Objektiv wird jeweils ein Sperrfilter für alle Wellenlängen des sichtbaren Lichts oder für Teile davon gesetzt.)

Da unser menschliches Auge für diesen Bereich des Lichtes nicht empfindlich ist, kann es keine unterschiedlichen „natürlichen“ Farben in den Bildern geben.  Die Farben entstehen neu in einem komplexen, mehrstufigen Prozess der Bearbeitung, sie werden also nicht von der Infrarot-modifizierten Kamera so registriert, wie sie im Bildergebnis zu sehen sind.



Auf den Seychellen - Palmen und Felsen

Die Bemerkungen zu den Bildern können und sollen nur meine eigenen Assoziationen beschreiben und die Wirkung auf mich wiedergeben, um dadurch die Auswahl der Motive und der Farbgestaltung möglicherweise plausibler zu machen.

Selbstverständlich lassen sich die Bilder einfach unter rein ästhetischen Gesichtspunkten wahrnehmen (etwa im Hinblick auf Farben, Strukturen und Linienführungen).


Palmblätter werden als „gefingert“ bezeichnet. Mit dieser Bezeichnung wird ein Bezug zur menschlichen Hand hergestellt. Tatsächlich können Palmwedel, wie sie an den Pflanzen vorgefunden werden, in besonderer Weise als Gesten ausdrückend wahrgenommen werden. Dies macht sie für mich fotografisch interessant. Hinzu kommen die Abstraktion und die klare formale Sprache durch die Linienführungen der Palmblätter und der Palmen im Ganzen.



Palme


Eine einzelne Palme. Aufstrebend, erhaben, den Himmel in extremem Kontrast überstrahlend, selbst die Wolke unter sich lassend.  Das Bild ist Schwarz-Weiß ausgeführt, allerdings sind die Graustufen reduziert, um die Abstraktion zu verstärken.

Neigungen


Auch dieses Bild, das zwei Palmen und belaubte Bäume zeigt, wirkt fast Schwarz-Weiß, obgleich es noch schwache Farbanteile enthält. Doch die Wirkung ist ganz anders. Die Neigung der Palmen und der Helligkeitswert des jeweiligen Hintergrunds führen eher zu einer Beklemmung: Sind es Stadien des Lebens, des Daseins? Vom Aufrechten im Lichte - zum Fallen ins Dunkle?

Kokosnuss




Eine Kokosnuss liegt auf Resten eines Palmenblattes am Boden.

Die Farbwirkung dieses Bildes lässt Assoziationen an eine schwebende Kokosnuss, gehalten von einigen Fingern eines Palmblattes über einem feurigen Grund aufkommen, der schon etliche Blätter verschlungen hat, die nur noch angedeutet zu erkennen sind.

Aufbechende Knospe

 




Aufbrechende Knospe einer Palme.

Der Blütenstand, noch in nahezu geometrischer Ordnung, scheint zur Entfaltung zu drängen. Einige einzelne Blüten sind bereits geöffnet. Die geometrische Form wird nur kurz bestehen, es ist eine Übergangsstadium mit besonderem Reiz.

Blatt


Ein besonders großflächiges Blatt einer Palmenart vor einem lichten Bereich im ansonsten dichten, darum am Boden recht dunklen Palmenwald.

Für das Auge wirkt das helle, flächige, aufgerichtete Blatt beruhigend vor dem Rahmen des dichten Waldes, der mit ungeordnet divergierenden Linien ein orientierungsloses Durcheinander erahnen lässt.

Zwei junge Blätter




Auch hier kann die Position der beiden jungen Blätter vor einem großen älteren Blatt, das wie ein Vorhang dahinter wirkt, Assoziationen auslösen.  Vermenschlichend könnte man von einer Haltung der Blätter sprechen. Sind es Gesten? Ein Winken? Ein Verneigen?





Früchte


Früchte an einem Jackfruchtbaum.  Die Farben sind kräftig gewählt.

Eine Spannung besteht zwischen leicht und schwer, zwischen dem flächig- feingliedrig aufgerichteten hellen, pastellfarbenen Blatt und den voluminösen, massig wirkenden Früchten, kräftig in den Farben. Die Spannung setzt sich den kontrastierenden Hintergrundfarben fort.



Blätter und Früchte


In die Vegetation, die Blätter hinein fotografiert. Die Wahl kräftiger Farben mag auf den ersten Blick an abstrakte Malerei erinnern, doch zeigen sich beim Hinsehen pflanzliche Strukturen. Die dichte Vegetation mit Blättern und verschiedenartigen Früchten wirkt in der farbig-flächigen Darstellung recht rätselhaft und führt zum Suchen von Strukturen, die eine Ordnung, eine Zuordnung erlauben.








Blatt und Fels


Im Gegensatz dazu sind bei diesem und dem folgenden Bild die Farben nur selektiv auf einzelne pflanzliche Elemente der Bilder angewandt, und sie bleiben eher warm. 
Zart wie eine Feder wirkt der Palmwedel vor den Grautönen der großen Granitblöcke auf der Insel La Digue.

Blätter und Fels


Diese bekannte Granitformation auf La Digue ruft die Vorstellung einer Pranke hervor, die bedrohlich, die Vegetation zurückdrängend, den Boden in Beschlag genommen hat und noch weiter vorandrängen könnte.  Die Farbwahl mit weichen Rot- und Rosa-Tönen für die Blätter soll durch den Gegensatz die Wirkung des fast Gewalttätigen unterstreichen.

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